Sommerferien mal anders, wenigstens teilweise: Das hat Tobias Welling, Schüler der Jahrgangsstufe Q2 des FMG, als Teilnehmer an der Deutschen SchülerAkademie in diesem Jahr erlebt. Die 16-tägige Veranstaltung, ein außerschulisches Programm zur Förderung von Schülerinnen und Schülern der gymnasialen Oberstufe, findet jedes Jahr in Deutschland und einigen anderen Ländern (Litauen, Polen, Österreich) statt. Dabei werden die Schülerinnen und Schüler auf sieben Standorte mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten verteilt und können so ihr persönliches Interesse in den verschiedenen Fachbereichen vertiefen. Die fachliche Arbeit in den Kursen wird durch zahlreiche kursübergreifende Angebote (z.B. Sport, Musik, Theater, Exkursionen und Vorträge) ergänzt. Die Deutsche SchülerAkademie wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten.
Die Bewerbung zur Teilnahme an der Deutschen SchülerAkademie erfolgt in zwei Stufen:
- Nachweis der besonderen Leistungsfähigkeit und Motivation (Schulvorschlag, jährlich zwei Schülerinnen oder Schüler; Selbstvorschlag oder erfolgreiche Teilnahme an einem einschlägigen Schülerleistungswettbewerb)
- Erst wenn dieser Nachweis vorliegt, erhält die/der Jugendliche die Unterlagen zur Kurswahl, mit denen die individuellen Kurswünsche angegeben werden können.
Im folgenden Bericht hat Tobias seine Erfahrungen an der Akademie beschrieben:
Preise, Gewinn und Wohlfahrt
Aufgrund meines Interesses an volkswirtschaftlichen Fragestellungen wählte ich den Kurs „Preise, Gewinn und Wohlfahrt“. Die Akademie fand vom 4. bis zum 20. August im Internat der Urspringschule in Schelklingen (bei Ulm, Foto) statt. Zur Vorbereitung erhielt ich kurz vor den Sommerferien entsprechendes Informationsmaterial („Games of Strategy“) mit der Bitte, ein Referat zur Thematik „Was ist Spieltheorie?“ anzufertigen.
Mein Kurs beschäftigte sich hauptsächlich mit mikroökonomischen Fragestellungen als Teilbereich der Volkswirtschaftslehre: Reduziert ein Organhandelsverbot das Angebot an Spenderorganen? Sind Mindestlöhne ein Ausweg aus der Erwerbsarmut? Gibt es illegale Absprachen über Benzinpreise? Ausgehend von einfachen Fragestellungen wie Angebot und Nachfrage wurden die Themen schnell abstrakter und erreichten universitäres Niveau. Unterstützende Versuchsanleitungen, Erklärungen bzw. Literatur zum Thema wurden überwiegend in englischer Sprache bereitgestellt.
Die beiden Kursleiterinnen, Laura Birg von der Uni Göttingen und Anna Göddeke (lehrt International Business an der ESB Business School in Reutlingen), gestalteten den Unterricht sehr anschaulich; so konnten wir komplexe wirtschaftliche Strukturen und Veränderungen anhand von Experimenten und Beispielen durchspielen: Eine Aufgabe bestand z.B. darin, Papierflugzeuge unter Zeitdruck zu falten (siehe Foto unten), um herauszufinden, wie die Produktivität gesteigert werden kann. Des Weiteren sollten wir auf einem imaginären Markt mit Äpfeln handeln.
Beim Abschluss des Kurses wurde die sogenannte Dokumentation angefertigt, d.h. wir wurden aufgefordert, die vorgetragenen Präsentationen und Themen zu wissenschaftlichen Texten zusammenzufassen, die abschließend in einem Buch abgedruckt wurden. Die Erstfassungen der Dokumentationen wurden mehrmals korrigiert, bis sie annähernd wissenschaftlichen Standard aufwiesen. Diese Arbeit war sehr umfangreich, teilweise wurden in anderen Kursen sogar Nachtschichten eingelegt, um diese zu beenden.
Neben dem jeweils gewählten Kurs gab es die Möglichkeit, an kursübergreifenden Angeboten, welche größtenteils von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern selbst organisiert wurden, teilzunehmen. Hier reichte das Angebot von sportlichen Aktivitäten wie zum Beispiel Volleyball, Fußball, Laufen etc. bis hin zu Kochangeboten und Fachvorträgen. Außerdem gibt es an jeder Akademie einen Chor und verschiedene Bands. Auch wenn man kein Instrument spielt oder über keine Vorkenntnisse verfügt, hatte man die Möglichkeit, sich im Chor zu beteiligen. Die Ergebnisse intensiver musikalischer Arbeit wurden am Ende der Akademie in einem Konzert der Öffentlichkeit präsentiert. Daneben gab es besondere Tage, die für eine Exkursion (Stuttgart, Ulm, Fahrrad- oder Bootstour, Besichtigung Zementfabrik) bzw. eine Rotation (Austausch mit anderen Kursen) reserviert waren. Ich entschied mich für die Fahrt nach Stuttgart. Hier hatten wir Zeit, die Stadt kennenzulernen.
Die Tage waren von morgens bis abends mit Programm gefüllt. Natürlich waren die gesamten Angebote nicht verpflichtend und so wurde teilweise fehlender Schlaf nachgeholt oder gearbeitet.
Mein persönliches Fazit: Ich habe sehr nette Menschen getroffen und somit ein Netzwerk für meinen zukünftigen beruflichen Weg aufgebaut. Die Teilnahme an der Deutschen SchülerAkademie ist eine Chance, interessante Menschen zu treffen, den eigenen Horizont zu erweitern und vielleicht auch hinsichtlich der bevorstehenden Studienwahl Klarheit zu schaffen.
Weitere Informationen zum Programm und zum zeitlichen Ablauf finden sich auf der Website www.deutsche-schuelerakademie.de.
Tobias Welling (Jahrgang Q2)